Die Geschichte des Pfarrhofs in Walleshausen ist sehr eng mit dem Kloster in Polling verknüpft.
Wie urkundlich belegt ist, erwarb das Augustiner Chorherrenkloster Polling spätestens seit 1354 Grund in Walleshausen und weitete somit seinen Einfluss nach Norden aus.
Von 1448 bis 1452 wurde die Pfarrei Walleshausen vom Kloster Polling inkorporiert: die Pfarrkirche und die zugehörigen Grundstücke (Pfründe) wurden rechtlich in das Kloster eingegliedert.
Im Zuge dieser Inkorporation wurde in Walleshausen die alte romanische Chorturmkirche abgerissen und eine neue und größere Kirche errichtet – zunächst im zeittypischen gotischen Stil. Später wurde sie barockisiert und erlangte die prachtvolle Ausschmückung, in der sie heute noch zu bewundern ist. Die Grundsteinlegung fand im 1466 statt.
Zu dieser Zeit stand auch ein Pfarrhof neben der Kirche, in der der jeweilige Pfarrvikar, ein Augustiner Chorherr aus Polling, lebte. Da ein tägliches Pendeln zwischen Polling und Walleshausen (bei 60 km Entfernung) zur damaligen Zeit schwierig gewesen wäre, benötigte er ein Wohnhaus und zugehörige Flächen und Anwesen zur Erwirtschaftung seines Unterhaltes. Von diesem Pfarrhof ist allerdings nur wenig bekannt.
Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) wurde der alte Pfarrhof vermutlich so stark beschädigt oder sogar zerstört, dass nur noch Reste von Keller und Erdgeschoss bestanden. Aber die Pollinger Eigentümer gaben die Walleshauser Besitztümer nicht auf. So begannen sie ab 1667 unter Probst Claudius Plank mit dem Wiederaufbau des Gebäudes und einer Erweiterung um ein weiteres Stockwerk 1710.
Als „nördlichste Außenstelle“ der Pollinger Besitztümer diente der Walleshauser Pfarrhof auch als Herberge (v.a. für die Reisen zwischen Polling und Augsburg) und als Verwaltungsstützpunkt, mit dem man den eigenen Einfluss und das Prestige in der Region demonstrieren wollte. Die reichen Stuckdecken (um 1720) in den Innenräumen und die prachtvolle Außenfassade zeugen bis heute davon.
Aber der Pfarrhof erfüllte nicht nur repräsentative Zwecke – mit den Augustiner Pfarrvikaren kamen Bildung, Kultur und Weltoffenheit nach Walleshausen. Die Pfarrvikare kümmerten sich um die Schulbildung der Kinder, die Weiterbildung der Einheimischen und um die Schaffung eines Kulturbewusstseins, selbst die musikalische Erziehung kam nicht zu kurz. Sie brachten „etwas vom Glanz des Klosters“ in das beschauliche Walleshausen und machten den Pfarrhof neben der Pfarrkirche zum lebendig pulsierenden Herzen der Ortschaft.
Diese Rolle behielt das Gebäude auch nach Auflösung des Klosters 1803 im Zuge der Säkularisation. Erster staatlicher Pfarrer von Walleshausen wurde der letzte Probst von Polling Josef Alois Daisenberger, der das kulturelle Erbe kannte, schätzte und fortführte.
Walleshausen hat viele kirchliche Größen beheimatet, so z.B. den Kirchenhistoriker und heutigen Kardinal Professor Walter Brandmüller (von 1972 bis 1998 in Walleshausen)
Der letzte im Pfarrhof lebende Pfarrer war der Kirchenhistoriker Professor Petar Vrankić. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2017 steht nun der Walleshauser Pfarrhof leer.
Nun ist es an uns, das jahrhundertealte kulturelle Erbe und die damit verbundenen Aufgaben als „Herz des Dorfes“, das der Pfarrhof immer war, in guter Tradition fortzusetzen und für den modernen Menschen in die Zukunft zu führen. Deshalb wurde unser Verein gegründet.
Sind Sie neugierig geworden? Interessieren Sie sich für die Geschichte des Pfarrhofs im Detail? Möchten Sie tiefere Einblicke in das barocke Leben der Pfarrvikare und der Bevölkerung bekommen? Dann kommen sie zu einer unseren Führungen oder lernen sie unseren Pfarrhof im Rahmen einer unserer Veranstaltungen kennen!